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Das nachfolgende Skript
beschäftigt sich gemeinsam mit den Skripten Kommunikation
und Notate 1
nachhaltig mit den Aussagen über das Lehren,
Lernen und Üben.
Die sich daraus ergebenden Konsequenzen
beeinflussen und prägen seit Jahren ganz
maßgeblich meine Arbeiten als Autor, dies gilt
auch für diese Reihe Beflügelt,
deren Namensgebung ebenfalls ganz in diesem
Kontext stand.
Ich bin schon sehr oft insbesondere von
Verlagslektorinnen und Verlagslektoren gefragt
worden, welches denn die konkreten Tools sind,
die ich hier verwende. - Da bitte ich nun um
Verständnis, dass ich darüber keine Auskünfte
gebe. Ich empfehle stattdessen:
Probieren Sie meine Editionen und Ausgaben
einfach aus, die hier Inhalte meiner
Internetpräsentation sind, einfach mal aus.
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..... |
Über das Lernen |
Die Art
und Weise des Lernens sowie die näheren
Umstände des Lernens und des Kommunizierens
entscheiden letztlich über unsere Erfolge am
Klavier.
Die
Ausgangssituation
Was auch immer wir wann auch immer tun, wir
lernen überall und permanent:
- schon im Kindergarten, in der Schule, im
Studium
- im Unternehmen und am Arbeitsplatz, in der
Freizeit
- beim Abschluss von privaten Verträgen aller
Art
- beim Einkaufen und Tanken, bei jedem Gespräch
mit anderen Menschen
- beim Lesen der Zeitung oder eines Buches
- als Zuschauer eines Videos oder eines Films
- usw.
Für das 'Lernen
an sich' ist es dabei
zunächst höchst unbedeutend, ob wir bewusst
oder unbewusst lernen.
Ja,
wir lernen permanent, ein Leben lang - und jeder
Tag hinterlässt in uns aus allen Lernprozessen
seine uns verändernden Spuren.
Lernen
bzw. Erfahrungen, Informationen wahrzunehmen,
gemachte Erfahrungen wirkungsbezogen auszuwerten
oder Handlungsanweisungen zu erhalten, das alles
spielt im alltäglichen Berufs- und Privatleben
eines jeden Menschen eine ständige, ganz
zentrale Rolle (des permanenten Lernens):
Lebenslanges LERNEN ist und war für die
Menschen, für den Menschen, für jeden Menschen
eine existenzielle Notwendigkeit, denn ohne
lebenslanges, permanentes Lernen würde der
Mensch z. B. in einem unveränderten Zustand
verharren. Und er hätte deshalb letztlich keine
dauerhaft sicheren Überlebenschancen.
Im
Alltagsverständnis ist der Begriff des Lernens
emotional gewöhnlich sehr eng mit der Schule
verknüpft. - Und wer will sich schon verschulen
lassen!!
Diese
Verkürzung trifft aber nicht die Wirklichkeit,
denn tatsächlich durchzieht das Lernen (und
Wahrnehmen) in Schule, Beruf und Freizeit, im
Alltag wie am Sonntag, im Sommer wie im Winter,
permanent unser ganzes Leben:
- In dem wir z. B. die Zeitung oder ein Buch oder
überhaupt lesen - lernen wir,
- in dem wir z. B. einen TV-Film oder eine
TV-Nachrichtensendung sehen - lernen wir,
- in dem wir z. B. kochen oder basteln oder auch
nur dahinwerkeln - lernen wir,
- in dem wir z. B. mit jemandem oder mit einer
Gruppe kommunizieren oder ihnen 'nur' zuhören -
lernen wir,
- in dem wir z. B. allein oder in Gemeinschaft
essen oder naschen oder ... - lernen wir,
- in dem wir z. B. Fahrrad oder Auto fahren oder
Sport treiben oder wandern oder ... - lernen wir,
- in dem wir z. B. aktiv Sport betreiben oder
passiv Sport wahrnehmen - lernen wir,
- usw.: diese Liste lässt sich beliebig
fortsetzen.
Aber
auch:
Wir lernen Menschen kennen, wir lernen einen
Menschen kennen, wir lernen DEN BESONDEREN
Menschen kennen.
Wir lernen Schülerinnen und Schüler,
Studentinnen und Studenten, Lehrerinnen und
Lehrer, Nachbarinnen und Nachbarn, den
zuständigen Bank-Mitarbeiter oder die
zuständige Krankenkassen-Sachbearbeiterin,
unseren Hausarzt und den Chirurg kennen.
Und wir lernen unseren Arbeitsplatz, unser
Unternehmen, unsere Vorgesetzten sowie unsere
Kolleginnen und Kollegen, unsere Kundinnen,
Kunden und Auftraggeber, neue Produkte und
Dienstleistungen, neue Vorschriften
und Gesetze kennen. usw.
Wir
lernen also
- aus all unseren Begegnungen mit anderen
Menschen
- aus unseren Erfolgen und Misserfolgen
- aus all unseren positiven und aus all unseren
negativen Erfahrungen
(aller Art)
- aus all unseren Wahrnehmungen im weitesten
Sinne.
Und deshalb ist das Lernen
in diesem Sinne auch ganz wesentlich und
entscheidend für unseren Arbeitserfolg als
Mitarbeiter, als Vorgesetzter und auch als
Pianistin oder Pianist.
Während
in der allgemeinbildenden Schule das (Er-)Lernen
von Wissen entsprechend den vorhandenen Lehr- und
Unterrichtsplänen vorherrschend zu sein scheint,
wenden wir den Begriff des Lernens im Alltag, im
Beruf und in der Freizeit eher auf den Erwerb von
Informationen, Erfahrungen und Fertigkeiten an:
Wir (er-)lernen z. B. Schwimmen oder Surfen,
Kochen oder das Reifenwechseln bei Autos oder
Fahrrädern, Schachspielen und sehr vieles mehr.
Aber
auch Einstellungen zu Ereignissen oder Abläufen
oder zu Wahrnehmungsweisen, zu Verhaltensweisen
können erlernt werden, was z. B. in bekannten
Sätzen wie "Aus diesem Ereignis habe ich
einiges gelernt" zum Ausdruck kommt. - Wir
verändern auch unsere persönlichen
Dispositionen ständig durch höchst
verschiedenartige Lernprozesse.
Man
kann also auch im Berufs- und im Freizeitleben
ebenso absichtsvoll und zielgerichtet lernen wie
etwa in der Schule. Man kann auf der anderen
Seite aber auch ganz einfach und ohne eine
bewusste Lernabsicht lernen.
Es darf
aber ebenso nicht unerwähnt bleiben, dass nicht
nur Erwachsene am Arbeitsplatz oder in Familie,
Partnerschaft und Freizeit sondern auch Kinder in
der Schule neben dem Wissenslernen 'fachfremdes'
lernen, z. B. im Bereich Sozialverhalten und
Sozietätsverhalten, Wahrnehmungstechniken und
Kommunikationsstrategien, Konfliktstrategien,
usw.
Aber
umgekehrt erlernen auch Erwachsene nicht nur
Verhaltensweisen und Fertigkeiten, sondern auch
Wissen - z. B. in den Volkshochschulen und in den
verschiedenen Sprachschulen oder in den
verschiedenen Fort- und
Weiterbildungseinrichtungen.
Gerade der Wandel und der Wechsel von der
Industriegesellschaft weg und hin zur
Informations- und Risikogesellschaft provoziert
und verlangt als eine Form der (intellektuellen
und wirtschaftlichen) Überlebensstrategie für
die Zukunft.
Als
ein "Lernen im Alltagsverständnis"
bezeichnet man meist zunächst ein positiv
verstandenes "Dazulernen":
# Der Mensch
erweitert sein Wissen, verbessert seine
Fertigkeiten, seine Fähigkeiten, seine
Kompetenzen in den verschiedensten Bereichen
seines privaten und beruflichen Lebens,
# und er
bereichert durch seine neuen, selbstgemachten
Erfahrungen seine bestehenden Einstellungen,
seine bestehenden verschiedenen, persönlichen
Dispositionen.
Das
Erlernte ist zunächst und an sich wertneutral,
weder positiv noch negativ besetzt,
- d. h. wir (er-)lernen gleichermaßen nicht nur
Positives sondern auch Negatives,
- wir (er-)lernen Handlungsweisen, die andere
Menschen nutzen - aber auch solche, die anderen
Menschen Schaden zufügen könn(t)en,
- wir (er-)lernen Wertvolles und Wertloses,
- wir (er-)lernen Sinnvolles und Sinnloses.
Lernen
ist aber nicht nur die Aneignung von Wissen bzw.
Informationen oder Handlungsanweisungen, sondern
Lernen ist immer auch ein ständiger Kampf gegen
das Vergessen.
Diesen Kampf können wir umso besser führen und
'gewinnen', je mehr wir über die biologischen
Vorgänge, die uns das Lernen ermöglichen,
wissen.
Nachfolgend
wird überwiegend nur von Informationen die Rede
sein. Auch müssen sich die Inhalte dieses
Skriptes auf das im Unterrichten, Üben und
Musizieren Notwendige reduzieren, denn es richtet
sich nicht an Wissenschaftler sondern an
gegenwärtige oder zukünftige Unterrichtende und
Übende.
Zudem
gelten hier nicht wissenschaftliche Hypothesen
und Theorien sondern nur die Erfahrungen, getreu
dem Management-Grundsatz:
It works or it does not
work.
Kommunikation -
ein Lehr- und Lerntool
Im
Unterrichten, Lehren, Lernen oder Üben bildet
sich die besondere Bedeutung der Kommunikation
und der Kommunikationsqualität für uns ab. Die
Kommunikationsabläufe beginnen bereits mit der
Erstwahrnehmung durch das Ultrakurzzeitgedächtnis
(UKZG) (siehe unten).
Nach gängiger Auffassung beinhaltet eine
Information vier verschiedene Aspekte, unter
denen sie zwischen Sender (= die/der Sprechende)
Empfänger (= die/der Hörende, die Information
Empfangende) 'kommuniziert' wird:
In
der Kommunikation gibt ein Sender keine
objektiven Informationen ab bzw. weiter. Sondern
er codiert, formatiert, 'designed',
interpretiert, 'filtert' bewusst oder unbewusst
oder beides seine gesendeten oder zu sendenden
Informationen bei der Weitergabe an den
Empfänger.
Und
umgekehrt handelt auch der Empfänger:
Auch er nimmt die an ihn gesendeten Informationen
nicht objektiv wahr sondern auch er filtert sie
nach seinen Filterkriterien.
D.
h., wir brauchen einen entsprechenden
'Codier-Schlüssel', um die an uns gesendeten
Informationen aus der Sicht des Senders unter den
vier nachfolgenden Aspekten möglichst genau und
umfassend zu verstehen.
Diese
vier Aspekte einer Nachricht, einer Information
in der 'zwischenmenschlichen Kommunikation' sind
nach gängiger Auffassung:
-
die Selbstoffenbarung
des Senders (Selbstoffenbarungsaspekt),
denn die gesendete Information sagt dem
Empfänger zugleich auch etwas oder vieles über
den Sender selbst aus,
-
die Beziehung
zwischen Sender und Empfänger bzw. zwischen
Empfänger und Sender (Beziehungsaspekt), denn
die gesendete Information sagt beiden Beteiligten
zugleich auch immer etwas oder vieles über die
wirkliche Beziehung zwischen Sender und
Empfänger aus,
- der Appell
(Appellaspekt),
denn die gesendete Information sagt zugleich
etwas oder auch vieles
über den Wunsch oder über die Wünsche des
Senders überhaupt sowie an den Empfänger aus,
- und die Sache (Sachaspekt),
denn der Sender will ja auch etwas oder vieles
als reine Sachinformation
an den Empfänger übermitteln, als
'kommunizieren'.
Alle
vier Aspekte sind in den gesendeten Informationen
jedoch nicht (immer) gleichzeitig und gleich
stark vertreten.
Aus der
Situation, d. h. aus der Erwartungshaltung beider
Beteiligten,
aus dem emotionalen Tonfall und aus der
emotionalen Sprachmelodie,
aus der Körpersprache bzw. aus der
Gebärdensprache des Senders ergibt sich,
welcher der vier Aspekte an den Empfänger
gerichtet im Vordergrund steht oder stehen soll.
Aber der Empfänger hört wiederum nur das
heraus, wofür er 'empfänglich' ist, was also
seine 'Empfangsfilter' empfangen lassen und nicht
wegfiltern.
D. h., auch der Empfänger gewichtet und wertet
seine Informationswahrnehmung, und er gewichtet
und wertet sie möglicherweise ganz anders als
der Sender.
Und wenn der Empfänger dann wiederum zum Sender
wird, um zu antworten, dann gelten diese vier
Aspekte ebenso auch umgekehrt.
Zu selten wird dabei
beachtet, dass auch ein Nicht-Antwort de facto
dennoch eine Antwort ist.
Kurzum: Wegen
dieser unterschiedlichen Wahrnehmungsmodalitäten
entstehen Missverständnisse, oder das
'Aneinander-vorbei-Reden' oder das
'Keine-gemeinsame-Sprache' finden - die Leserin,
der Leser dieses Skriptes erinnern sich gewiss an
eigene Erfahrungen.
Und
deshalb müssen wir sowohl die
Kommunikationsqualität unserer eigenen Aussagen
als Sender als auch die Kommunikationsqualität
der als Empfänger erhaltenen Aussagen unter
diesen vier Aspekten zunächst genau
entschlüsseln und dann vor einer Bewertung
ebenso genau analysieren.
In
gleicher Weise ist auch die 'Nichtantwort' zu
betrachten, denn vermutlich ist auch die
Nichtantwort tatsächlich dennoch als eine
nonverbale Antwort über die Körpersprache bzw.
über die Gebärdensprache erfolgt.
So könnte z. B. die Nichtantwort unter dem
Selbstoffenbarungsaspekt sagen: "Lass mich
mit Deiner Information in Ruhe, ich will lieber
etwas anderes tun oder denken!" Unter dem
Sachaspekt könnte die Nichtantwort eine
Zustimmung ohne Widerrede bedeuten.
Der Appellaspekt könnte in dem Fall bedeuten
"Verschone mich mit Deinen Absichten oder
Informationen", und der Beziehungsaspekt
könnte signalisieren:
"Das traust Du mir
sowieso nicht zu!" oder "Ich will
eigentlich mit Dir nichts zu tun haben." -
Natürlich sind als nonverbale Antwort ganz
andere Antwortmöglichkeiten denkbar und
keineswegs ausgeschlossen.
Lernen
aus psychologischer Sicht
Was
die Psychologen unter Lernen verstehen, geht
über das Alltagsverständnis des Lernens weit
hinaus. Es ist hier eine Sammelbezeichnung für
verschiedene, von außen nicht beobachtbare
Vorgänge im Menschen, die durch Erfahrung zu
langfristigen Veränderungen von Verhalten,
Emotionen, Einstellungen sowie Bereitschaften
für bestimmte Verhaltensweisen führen.
Vom Lernen abzugrenzen sind sogenannte angeborene
Reaktionstendenzen (Reflexe) und
Verhaltensänderungen infolge von Reifung, Altern
oder Einwirkungen von Medikamenten, Drogen usw.
Auch das Lernen aus psychologischer Sicht ist
zunächst ein neutraler Begriff: Das Ergebnis
eines Lernvorgangs kann sowohl wünschenswert als
auch mehr oder weniger unerwünscht sein.
Denn:
Auch schlechte Gewohnheiten, unbegründete
Ängste, Hilflosigkeitsgefühle und irrationale
Einstellungen können das Ergebnis von
Lernvorgängen sein.
Lernen
als ein lebenslanger Prozess,
denn Lernen findet das ganze Leben lang statt.
Obschon
Lernen vor allem im Kindes- und Jugendalter
aufgrund unseres Kulturverhaltens offensichtlich
eine besonders wichtige Rolle spielt, ist es
nicht auf diese Entwicklungsphasen des
Lebensalters beschränkt.
Auch
der Erwachsene lernt beständig,
-
sei es nun ohne eigentliche Lernabsicht, indem er
in der Auseinandersetzung mit seiner ganzheitlich
zu betrachtenden Umwelt fortwährend neue
Erfahrungen sammelt und verarbeitet,
- oder sei es in Form eines beabsichtigten und
organisierten Lernens.
Letzteres
wird in unserer Gesellschaft durch den
gesellschaftlichen Paradigmenwechsel zunehmend
wichtig:
Das Weltwissen wächst mit immer größerer
Geschwindigkeit, und Wissen veraltet von Jahr zu
Jahr rascher. Das alles hat Auswirkungen sowohl
auf die Arbeit und den Beruf als auch auf den
Alltag und die Freizeit.
Kommunikationstechnik, Informationsverarbeitung
und Unterhaltungselektronik sind wie alles Wissen
einem raschen Wandel unterworfen, welches der
Benutzer immer wieder auf den neuesten Stand
bringen muss.
Mit
diesen Entwicklungen kann der Einzelne nur dann
zurechtkommen und Gewinn bringend umgehen, wenn
er zu einem lebenslangen und vor allem
selbstverantworteten Lernen bereit ist und sich
entsprechend disponiert oder disponiert hat oder
disponieren wird.
Doch
auch unter einer ganz anderen Perspektive stellt
sich das Lernen als ein lebenslanger Prozess dar:
Nur wenn der Mensch für neue Lernerfahrungen
offen ist, kann er seine Persönlichkeit
erfolgreich weiterentwickeln.
Ein
wichtiger und unter Umständen heilender und
befreiender Aspekt des Lernens ist schließlich
die ein ganzes Leben lang währende Chance,
Gewohnheiten und Einstellungen, die das
persönliche Leben beeinträchtigen, auch wieder
zu 'verlernen'. Hierzu gehören etwa
- Ängste vor Dingen oder Situationen, die weder
schädigend noch bedrohlich sind (z. B. Angst vor
öffentlichem Sprechen),
- Vermeidungsverhalten, das derartige Ängste
aufrechterhalten kann,
- erlernte Hilflosigkeit,
- selbstschädigendes Verhalten (z.B. Rauchen)
- oder auch Denkgewohnheiten, die uns negativ
beeinflussen und uns das Leben unnötig schwer
machen.
Die
Aspekte des 'Verlernens' oder des
'Korrekturlernens' verdienen unsere ganz
besondere Aufmerksamkeit.
Viele
Therapieformen, im Besonderen die (kognitive)
Verhaltenstherapie, greifen auf einige der
genannten Lernmechanismen zurück, um Menschen,
die entsprechende Hilfen brauchen, dabei zu
unterstützen, durch Lernvorgänge ihre Probleme
wieder in den Griff zu bekommen.
Die
Funktionsweise des Gedächtnisses
Die
Datenmenge, die unsere Sinnesorgane permanent an
das Gehirn liefern, ist gigantisch.
Aber nur ein kleiner Teil des Gedächtnisses
davon wird vom Menschen benötigt, um zu leben,
um zu überleben und um sich in seiner Umgebung
zurechtzufinden.
Und würden umgekehrt alle bei uns Menschen
eintreffenden Informationen vom Gedächtnis
tatsächlich verarbeitet und auf Dauer
gespeichert, wäre eine zuverlässige
Orientierung nicht mehr möglich und damit unser
Überleben höchst gefährdet.
Schon und auch an dieser Stelle stellt sich die
Frage: Wie viel Wissen, wie viele Informationen
und welches Wissen, welche Informationen brauchen
wir eigentlich wirklich.
Lösungsvorschlag als Schutz gegen eine
Informationsinflation oder gegen einen
persönlichen Informationskollaps: Bewusstes
Aussuchen und Auswählen dessen, was wir wissen
und können wollen/müssen - und das möglichst
in Gelassenheit.
An dieser Stelle wird bereits erkennbar, dass wir
nicht alle an uns herangetragenen Informationen
annehmen müssen bzw. dürfen und dass wir ebenso
den Mut zur Muße benötigen, damit wir
auswählen oder in dem wir einfach mal 'nichts
tun' und 'nichts an uns heranlassen'. - Der
Begriff und die Aufgabe der Erholung wäre auch
aus dieser Sicht neu zu überdenken.
Auswählen und Vergessen
sind somit ein
für den Menschen lebens- und
überlebensnotwendiger Prozess.
Unser Gedächtnis hat deshalb einen wichtigen
Filter,
der uns vor Datenmüll und Überforderung
lebensnotwendigerweise schützt!
Lernen
mit allen Sinnen
Ob
und wie leicht bzw. in welcher Intensität wir
uns eine Information merken (können), wird auch
dadurch beeinflusst, über welchen Sinneskanal
wir sie aufnehmen. Denn jeder Mensch ist
individuell für bestimmte Sinnesreize
empfänglicher als für andere. Man spricht in
diesem Zusammenhang gern von unterschiedlichen
Lern- oder Wahrnehmungstypen.
Hier sind einige Beispiele von Lerntypen den
vorausgegangenen Gedächtnistypen
gegenübergestellt:
-
Der visuelle Typ (siehe auch
oben) speichert Informationen am besten, wenn er
sie über die Augen aufnimmt: z. B. durch Lesen
oder durch das Betrachten von Bildern und
Tabellen.
-
Demgegenüber lernt der
auditive Typ (siehe auch oben) am
leichtesten durch Hören und Zuhören. Den Inhalt
von Vorträgen, Gesprächen und Lernkassetten
kann er sich besonders gut merken. Beim
Auswendiglernen hilft es ihm, den Stoff sich
selbst laut zu lesen oder laut 'wiederholend' vor
sich hin zu sagen.
-
Der kommunikative Typ schätzt es, wenn
er sich mit anderen Menschen im Gespräch, in der
Diskussion austauschen kann, z. B. indem er
selbst Fragen an eine andere Person stellt oder
selbst etwas dem anderen erklärt. Er lernt also
besonders gut durch die Teilnahme an Gesprächen,
Diskussionen, Arbeitsgruppen oder Rollenspielen.
-
Der motorische Typ (siehe auch oben)
kann den Lernprozess durch seine eigene Bewegung
unterstützen. Ihm hilft es, beim Lernen im
Zimmer auf und ab zu gehen, beim Lesen die
entsprechenden Textstellen anzustreichen und die
wichtigsten Informationen herauszuschreiben.
Handlungsabläufe merkt er sich am besten durch
eigenes Nachmachen. Und deshalb schätzt er
ebenso Experimente und/oder Rollenspiele.
Zwar
überwiegt in der Regel beim einzelnen Menschen
individuell einer dieser Lern- bzw.
Wahrnehmungstypen, dennoch treten sie bei den
meisten Menschen in unterschiedlicher Quotierung
gemischt auf.
Deshalb
ist es für Lehrende sinnvoll, Wissen über
möglichst viele unterschiedliche Eingangskanäle
in sich aufzunehmen bzw. anderen zu vermitteln.
Denn jede weitere Information über einen jeweils
anderen Sinneskanal stärkt das Netz der bereits
zum selben Thema im Gedächtnis vorhandenen
Daten:
- Von dem, was wir hören, behalten wir nur etwa
20 %,
- von dem was wir sehen, etwa 35 %.
Demgegenüber können wir schon ca. 50 % in uns
von dem erinnern, was wir sehend UND hörend
wahrgenommen haben. Diese Erinnerungsquote steigt
an, je mehr unterschiedliche Eingangskanäle und
Lernarten zur Vermittlung eines Lerngegenstandes,
einer Information wir nutzen.
"Lernen
mit allen Sinnen!", lautet also die
'Zauberformel' für erfolgreiches Lernen und
Lehren. Nicht jeder Mensch ist jedoch mit allen
Sinnen gleich empfänglich für Lernstoff.
Auch
diese Ausgaben habn wiederum grundlegende Folgen
für den Lehren, Lernen und Üben z.B. am
Klavier.
(Nebenbei:
Hier gibt es im Schulbetrieb den besonderen
Unterschied, ob es sich z. B. beim 'Sehen' um
eine vorgefertigte Folie oder um ein durch den
Lehrenden nach und nach entwickeltes 'Tafelbild'
handelt - Stichwort: Neugiertrieb -.
Bildhafte Darstellungen sind allgemein
lebendigere oder lebensnahere Beispiele als eine
vorgefertigte Abbildungsmethodik.)
Lernen
und Gefühle
Gefühle
haben einen enormen Einfluss auf den Lernvorgang.
Für das Lernen gilt:
- Negative Gefühle wie Angst, Unlust oder Sorge
- oder auch negative Gefühle als emotionale
Abneigungen gegen eine Person, gegen eine
Institution gleich welcher Art oder gegen eine
Sache, z.B. gegen ein Klavierstück
beeinträchtigen das Einprägen des Lernstoffs
und die Leistungsdisposition ebenfalls negativ.
Dabei bestimmt der Grad des negativen Gefühls
oder der Abneigung den Wirkungsgrad der negativen
Beeinträchtigung des Lernens und der
Leistungsdisposition.
Das alles gilt aber nicht nur für das Lernen
sondern adäquat ebenso für das Lehren und
Arbeiten.
Konsequenz: In der Schule,
im Lehrbetrieb wie in den Unternehmen und
Organisationen müssen sich alle Beteiligten
darum bemühen, diese negativen Emotionen zu
erkennen, abzubauen und durch positive Emotionen
ersetzen:
- Eitelkeiten sind Gift für jeden erfolgreichen
Unterricht und für jedes Üben.
- Wir alle müssen z. B. unsere eigenen negativen
Vorurteile gegen Menschen oder Sachen frühzeitig
erkennen und möglichst umfassend abbauen.
- Wir alle müssen z. B. den Grad unserer
Verletzbarkeit erkennen und die
Verletzungsempfindlichkeit, Verletzungsschwelle
kritisch überarbeiten.
Auf ihre Richtigkeit individuell zu
überprüfen wäre die Aussage, ob jeder Mensch
wirklich nur in dem Maße verletzbar ist, in dem
er sich verletzen lassen will.
- Wir alle müssen z. B. den berühmten Satz
"Wie Du mir - so ich Dir" überwinden
und in uns endgültig und für immer innerlich
'entsorgen'.
Schon
durch diese Schritte könnten wir einen ganz
erheblichen Anteil der in uns wirkenden
Negativ-Emotionen abbauen, zukünftig verhindern
und damit unsere eigenen Lern- und
Arbeitsergebnisse und die unserer Kommilitonen
und Kommilitoninnen, unserer Kolleginnen und
Kollegen, unserer Schülerinnen und Schüler
spürbar und nachhaltig verbessern.
Auch
Lernen und Arbeiten/Leisten unter Stress mindert
den Erfolg.
Es
gilt also: Der Lernstoff, die Information wird
hingegen dann besonders gut und intensiv vom
Lernenden oder Wahrnehmenden aufgenommen, wenn er
mit positiven Gefühlen verbunden wird und in
einer emotional positiven Umgebung gelernt oder
wahrgenommen wird. Und auch das gilt hier
wiederum nicht nur für das Lernen sondern ebenso
für das Lehren und Arbeiten, für Leistungen
aller Art.
Daher
ist es wichtig, nicht negativ demotiviert zu sein
sondern vor allem gut motiviert UND gut gelaunt,
disponiert in einen Lernvorgang hineinzugehen -
egal, ob in der Schule, im Musikunterricht, in
der (Fach-)Hochschule, in einem Unternehmen oder
beim eigenen Üben am Klavier.
Ergänzend:
Nicht
immer kann diese Motivation in der Sache selbst
begründet sein, mit der wir uns unmittelbar
beschäftigen (müssen) - (intrinsische
Motivation).
Häufig
sind es äußere Anreize wie etwa eine in
Aussicht gestellte Belohnung oder eine in
Aussicht gestellte Triebbefriedigung im Sinne der
Human-Verhaltensbiologe (z. B. Neugiertrieb oder
Bindungstrieb - siehe ausführlich auch unter
Human-Verhaltensbiologie und Limbisches System
bzw. Limbische Instruktionen), die uns emotional
positiv (oder auch negativ) motivieren (extrinsische
Motivation).
Diese
Gefühle und emotionalen Dispositionen entstehen
meist unbewusst und rational nicht kontrolliert
in einem Teil des Gehirns, der Limbisches System
genannt wird. Das Limbische System hat die
Aufgabe, eintreffende Informationen emotional zu
bewerten, ihre Relevanz emotional zu prüfen und
somit eine emotional adäquate Reaktion des
Menschen auf den entsprechenden Reiz auszulösen
bzw. die Reaktionsmöglichkeit sicherzustellen.
Das Limbische System bedient sich dabei der
biologischen Imperative. Und mit dieser Bewertung
durch das Limbische System ist in der Folge stets
eine intensive, emotionale Einfärbung der
Informationen verbunden.
Und auch in dieser Betrachtung sollte man die
empirische Beobachtung nicht übersehen, dass wir
Menschen mindestens 70 % unserer Entscheidungen
emotional motiviert treffen, d. h.:
Auch über Lernerfolge und Lernmisserfolge
entscheiden unsere Emotionen mit einem mindestens
70%-igen Anteil mit (der Anteil kann biszu 94 %
gehen). Und deshalb ist die emotional positive
Besetzung des Lernstoffes für sein
zuverlässiges Behalten auch unter diesen
Aspekten höchst wichtig.
Denn umgekehrt bewirken emotional negative
Besetzungen eines Lernstoffes ein Lernhemmnis
oder ein erschwerendes Lernen oder ... . (siehe
oben)
Und auch
an dieser Stelle muss (immer) wieder darauf
verwiesen werden, dass diese Feststellungen auch
hier nicht nur für das Lernen sondern ebenso
für alle anderen Handlungsanweisungen und damit
auch für das Lehren, Arbeiten und Üben - also
für alle Leistungsdispositionen gilt.
Ergänzende
Lern-Leitsätze
Aus
den beschriebenen biologischen Grundlagen des
Lernens und aus den Erfahrungen des
Internalisieren von Informationen oder
Handlungsanweisungen lassen sich zusammenfassend
folgende Leitsätze für das Lernen formulieren:
1. Ein Lernstoff,
eine Information, eine Handlungsanweisung, die
gut strukturiert ist, lässt sich leichter und
besser aufnehmen.
2.
Interdisziplinäres Wahrnehmen, Lehren und
Arbeiten fördert die Informationsvernetzung im
Gehirn und somit das Behalten. (= Vernetzungen
herstellen, wann immer es möglich ist.)
3. Wiederholungen,
vor allem wahrnehmungstypologisch
unterschiedliche Wiederholungen sind für das
sichere Verinnerlichen, Internalisieren eines
Lernstoffes, einer Information oder einer
Handlungsanweisung sehr wichtig, damit die
synaptischen Bahnen (Engramme) so stabil werden,
dass Informationen
- zuverlässig abgespeichert
- sowie jederzeit zuverlässig wieder aktiviert
werden können.
Dann können die gespeicherten Informationen
zuverlässig wieder erinnert und in den
'Arbeitsspeicher' (KZG) wieder zurückgeladen
werden können.
4. Das Lernen
fällt leichter, wenn mehrere unterschiedliche
Sinne daran beteiligt werden.
5. Zu viel Lernstoff
auf einmal mindert den Lernerfolg.
6. Sich
widersprechender Lehr- und Lernstoff, sich
widersprechende Handlungsanweisungen führen
erfahrungsgemäß immer wieder zu Lern- und
Wahrnehmungshemmnissen.
7. Sich ähnelnde
Lernstoffe, die aus (auch leicht) abweichenden
Lerninhalten bestehen oder zu sich
widersprechenden Handlungsanweisungen anleiten,
führen erfahrungsgemäß zu Lern- und
Wahrnehmungshemmnissen - und letztlich zu
Leistungshemmnissen.
8. Negative
Gefühle behindern oder verhindern das Lernen.
Eine emotional positive Besetzung des Lehr- und
Lernstoffs hingegen fördert seine Speicherung im
Gedächtnis.
9. Auch körperliche
Phänomene wie Krankheit, Erschöpfung,
Müdigkeit, Alkoholeinwirkungen, 'schlechte
Laune' oder ein Völlegefühl, psychosomatische
Störungen aller Art, aber auch ein allgemein
schlechter Gesundheitszustand, eine allgemeine
körperlich schlechte Verfassung, körperliche
Konditionsmängel oder Konditionsschwächen, ein
allgemeines Unwohlsein bzw. Unzufriedensein,
allgemeine oder spezielle Zukunftsängste, eine
allgemeine Angst- bzw. Pessimismus-Disposition
oder negativer Stress beeinträchtigen unser
Lernen, unser Wahrnehmen, unsere Motivation zu
Handeln, unsere intellektuelle Arbeitsfähigkeit
ebenfalls nicht unerheblich.
Lernen
ist auf verschiedenen Wegen möglich
Auf
die Frage, wie der Mensch lernt, lässt sich
trotz vieler wissenschaftlicher Erhebungen und
trotz der vielen hier abgebildeten Einzelaspekte
keine einheitliche, keine einfache und allgemein
gültige Antwort geben. Vielmehr gibt es eine
ganze Reihe von verschiedenen Lernmechanismen,
die sich auch in vielen Alltagssituationen für
jeden Menschen recht unterschiedlich abbilden
können. So kann man z. B. durch Assoziationen
lernen.
Eine
weitere Form des Lernens ist das
Reiz-Reaktions-Lernen:
Wenn
ein reaktionsauslösender Reiz mit einem
neutralen Reiz verknüpft wird, kann ihre
Zusammengehörigkeit gelernt oder erlernt werden,
so dass schließlich der ursprünglich neutrale
Reiz ausreicht, um nun eine Reaktion auszulösen
(Konditionierung).
Ein im Alltag häufiger
Lernmechanismus ist das Lernen durch
Konsequenzen:
Das Kind (er-)lernt die Fähigkeit, mit Messer
und Gabel zu essen, weil es von den Eltern
regelmäßig mit Lob und Zuwendung
"belohnt" wird, wenn es dieses
erwünschte Verhalten zeigt; in ähnlicher Weise
lernt z. B. der Erwachsene zu sparen, wenn er
für allzu große Geldausgaben mit den
zusätzlichen Kreditkosten für die Überziehung
seines Kontos "bestraft" wird.
Lernen ist auch durch
Beobachtung möglich.
Dies
ist z. B. der Fall bei dem viel diskutierten
Problem, dass manche Fernseh- und Videofilme vor
allem Jugendliche zur Nachahmung von Aggression
und Gewalt verleiten.
Ein sehr
weites und vielfältiges Gebiet ist schließlich
das kognitive Lernen. Darunter gliedern sich
- das Lernen durch Einsicht und Verstehen,
- das Lernen auf der Grundlage von verschiedenen
Denkprozessen, durch die wir innere
Wissensstrukturen aufbauen und verändern,
- das Lernen von Problemlösungsfertigkeiten
- und das viel zitierte "Lernen, wie man
lernt".
Lernhemmungen
Das
Abspeichern von Informationen im Gedächtnis kann
auch durch eine Reihe von Faktoren negativ
beeinträchtigt werden, die nicht alle unbedingt
mit dem Lernvorgang im engeren Sinne zu tun
haben. So ist Lernen nicht nur eine rationale
Sache des Gehirns, sondern eine Angelegenheit des
ganzen Körpers mit all seinen Emotionen und
Befindlichkeiten. (siehe auch oben)
Sind wir wie gesagt z. B. krank, erschöpft,
müde, traurig, unpässlich, durch Angst oder
andere Probleme abgelenkt oder schlecht gelaunt,
dann ist unsere Aufnahmebereitschaft und damit
unsere Lernbereitschaft, unsere
Wahrnehmungsbereitschaft, unsere
Leistungsbereitschaft, unsere Lernfähigkeit,
unsere Wahrnehmungsfähigkeit, unsere
Leistungsfähigkeit mehr oder weniger stark
beeinflusst oder herabgesetzt.
Und ähnlich ist es unmittelbar nach einer
Mahlzeit - besonders dann, wenn es keine leichte
sondern eine sogenannte 'schwere' Mahlzeit war -
oder nach (auch wenig) Alkoholgenuss.
("Ein voller Bauch studiert nicht gern"
sagten schon unsere Vorfahren, wir kennen alle
diesen Spruch.)
Diese
und andere Beeinträchtigungen lassen sich leicht
erklären. Denn das Gedächtnis
beruht auf komplexen Vorgängen, an denen viele
Gehirnbereiche beteiligt sind, auch jene Partien,
die grundlegende Körperfunktionen steuern. Sind
diese Gehirnbereiche dann anderweitig eingesetzt,
so stehen die gleichen Gehirnbereiche für die
'angefragten' Lernprozesse nicht oder nur
eingeschränkt zur Verfügung.
Einen
weiteren wichtigen Einfluss auf das Lernen und
Üben nimmt der persönliche Biorhythmus des
einzelnen Menschen, der in uns und für uns
Leistungshöhen und -täler produziert. Das
Wissen um die eigene innere Uhr, also um den
eigenen, persönlichen Biorhythmus sowie die
nachfolgende konsequente Umsetzung dieses Wissens
ermöglichen uns eine optimale
Arbeitszeitverteilung!
Andere
Lernhemmungen und Beeinträchtigungen haben etwas
mit der Vorgehensweise beim Lernen selbst zu tun. Es gilt:
Zu viel Lernstoff in (zu) kurzer Zeit mindert den
Lernerfolg! (siehe oben)
Das Wiederholen - das Memorieren kommt dann wegen
der 'Informationsflut' einerseits und wegen der
begrenzten Aufnahme-Kapazitäten andererseits zu
kurz, eine gesicherte Abspeicherung im
Langzeitgedächtnis (LZG) und die damit
verbundene sichere Internalisierung kann deshalb
nicht erfolgen.
Lernt
man zwei Lektionen mit einem (auch nur!)
ähnlichem Inhalt kurz hintereinander, dann hemmt
die eine jeweils die Aufnahme der anderen in das
LZG. Ganz verheerende Wirkungen in Schule oder
Studium entstehen,
- wenn z. B. zwei Lehrkräfte oder Dozenten (auch
nur leicht) unterschiedliche Feststellungen oder
Aussagen zum gleichen Thema treffen.
Je
ähnlicher sich die Inhalte der beiden Lektionen
oder Informationen oder Handlungsanweisungen
sind, desto stärker sind die zu erwartenden
Interferenzen: Es kommt zu einer
Ähnlichkeitshemmung.
(Ein großes Problem bei
der Auswahl der Übungs- und
Unterrichtsliteratur.)
Und
selbst das Wiederaufrufen eines bereits
gespeicherten Stoffes kann durch einen
vorangegangenen Lernvorgang mit ähnlichem oder
nur leicht abweichendem bzw. widersprechendem
Inhalt (z. T. ganz erheblich) gestört werden.
(Deshalb sollten
Wiedereinsteiger im Wiedereinsteigerunterricht
Literatur spielen, die sie zuvor noch nicht
gespielt hatten. Auch das berücksichtigt die
Reihe "beflügelt".)
Besonders
schwierig wird das Lernen, wenn der Lernvorgang
die Korrektur einer bereits früher gespeicherten
Fehlinformation durchführen soll.
Eine
auch in späteren Stress-Situationen zuverlässig
internalisierte sowie zuverlässig und nachhaltig
wirkende Korrektur ist nur mit einem ganz
erheblich erhöhten Arbeits-, Konzentrations- und
Energieaufwand zusammen mit flankierenden,
emotional positiven Begleitmaßnahmen möglich,
weil eine bereits vorhandene, falsche Assoziation
(Alpha-Speicherung) die nachfolgend richtige
(Beta-Speicherung) wegen der Ähnlichkeitshemmung
(möglicherweise dauerhaft) stört. Aus Erfahrung
wissen wir: In einer Stress-Situation greift
unser Unterbewusstsein zwangsläufig auf die
Alpha-Speicheurng zurück und irgnoriert die
korrekte Beta-Speicherung: der Vorspieleffekt
kommt zum Tragen.
Hinderlich
kann auch die persönlich negative Gefühlslage
des Lernenden oder Leistenden sein - dies kann
auch nur situativ der Fall sein.
Dann beeinträchtigt eine affektiv-emotionale
Hemmung den Lern- bzw. den Leistungsprozess.
Lern-
und Wahrnehmungshemmnisse,
Abspeicherungshemmnisse über das KZG im LZG
entstehen auch dadurch, dass die oder der
Betroffene sich ganz persönlich in einer inneren
Konfliktsituation mit sich selbst oder mit
anderen Menschen befindet, welche emotional dann
gleichzeitig nach gleichzeitiger Aufmerksamkeit
oder Konzentration für zwei oder mehrere
unterschiedliche Probleme verlangt, z. B.:
# Ein Schüler
befindet sich im Mathematik-Unterricht, um ein
neues mathematisches Verfahren zu erlernen.
Gleichzeitig hat dieser Schüler einen handfesten
Streit mit seinem besten Freund und weiß keine
Lösung, denn er möchte seinen Freund aber nicht
verlieren. - Ein Problem, denn er widmet seine
Aufmerksamkeit nicht der Mathematik sondern
verstärkt dem Konflikt mit seinem Freund.
# Ein Manager hat
bei Wertpapier- und/oder Devisen-Spekulationen
sein ganzes privates Vermögen verloren.
Gleichzeitig leitet dieser Manager eine
Dienstbesprechung, in der er ein neues, der
betrieblichen Gewinn-Maximierung dienendes
Arbeitsverfahren vorstellen und die eingeladenen
Mitarbeiter für dieses neue Verfahren gewinnen
und motivieren soll.
Sicher kennt jeder eigene Beispiele aus seinem
persönlichen (Er-)Leben oder aus dem seiner
Umgebung.
Lernstörungen
Der
Begriff der Lernstörung wird nahezu synonym mit
Begriffen wie Lern- oder Schulschwierigkeit,
Leistungsversagen, Schulleistungsstörung oder
studentische Leistungsstörungen oder
Leistungsstörungen am Arbeitsplatz verwendet.
Eine einheitliche Begriffsbestimmung ist jedoch
aufgrund der vielfältigen Ursachen und
Ausprägungen von Lern- und Leistungsstörungen
schwierig.
So wird z. B. übrigens auch das Phänomen der
Hochbegabung fälschlicherweise oft als
Lernstörung eingeordnet.
In der Regel wird der Begriff 'Lernstörung' im
Zusammenhang mit Schule gebraucht, da hier ein
direkter Bezug zu Leistung, Leistungsmessung und
-bewertung besteht und offensichtlich wird.
Lern-
und damit Leistungsstörungen finden wir ebenso
auch im Studium, im betrieblichen Arbeitsleben
oder beim privaten Üben.
Formen
von Lernstörungen
Man
unterscheidet Rechen-,
Lese-Rechtschreib-Schwächen oder auch psychogene
Lern- und Leistungsstörungen in Form von
Schulangst bzw. Schulphobie oder z. B. auch in
Form von Mobbing oder Angst vielfältiger Art im
Arbeitsleben (und in der Freizeit).
Aber auch Sprachstörungen, Autismus oder
Hyperaktivität (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom)
können mehr oder weniger direkt mit einer Lern-
oder Leistungsstörung zu tun haben.
Diagnose
Lern-
und Leistungsstörungen werden in der Schule, im
Studium oder am Arbeitsplatz daran erkannt, dass
der Schüler, der Student, der Arbeitnehmer die
vorgegebene Anforderung nicht (mehr) erfüllt
oder erfüllen kann:
Entweder werden anhaltend fehlerhafte Ergebnisse
geliefert oder die vorgegebene Lern- oder
Leistungszeit bzw. die im Durchschnitt übliche
Lern- oder Leistungszeit kann nicht (mehr)
eingehalten werden, d. h. die vorbestimmte
Lernzeit oder Leistungszeit wird vom Schüler,
Studenten, Arbeitnehmer weit überschritten.
Bedingungen/Faktoren/Ursachen
der Lernstörungen
Die
Ursachen für eine Lern- und Leistungsstörungen
können sehr vielfältig sein. Der Lernende oder
Leistende steht im Mittelpunkt von drei
wesentlichen Bedingungsfaktoren, die jeder für
sich, aber auch zusammen mit anderen, Ursache
einer Lern- oder Leistungsstörung sein können:
1.
Die Lern- und Leistungsumwelt
-
die Schule als Lern- und Leistungsumwelt,
mit dem Lehrer als Erzieher und Autoritätsperson
sowie mit der Sozietät der anderen Schülerinnen
und Schüler z. B. in einer Klasse,
- die Hochschule oder Fachhochschule als Lern-
und Leistungsumwelt,
mit dem Dozenten als Lehrender und
Autoritätsperson sowie mit der Sozietät der
anderen Studentinnen und Studenten z. B. in einem
Kurs oder in einer Seminargruppe,
- die Firma, das Unternehmen, die Organisation
als Lern- und Leistungsumwelt,
mit dem oder den Vorgesetzten als
Autoritätsperson sowie mit der Sozietät der
anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter z. B. in
einem Team, in einer Abteilung oder im ganzen
Unternehmen.
2. Die Leistung als solche
und die Sozietäten-Einbindung
-
Mit der Schule hängt die Schulleistung eng
zusammen, die wiederum vom Lehrer gemessen und
bewertet wird,
- mit der Hochschule oder Fachhochschule hängt
die studentische Leistung eng zusammen,
die wiederum vom Dozenten oder von einem
Prüfungsausschuss gemessen und bewertet wird,
- und mit dem Unternehmen hängt die
Arbeitnehmerleistung eng zusammen,
die wiederum vom Vorgesetzten oder vom
Unternehmen irgendwie gemessen und bewertet wird.
3.
Die persönliche Leistungsdisposition und das
Privatleben
-
Die Ursachen einer Lern- oder Leistungsstörung
können auch in der Familie,
in Freund- und Partnerschaften liegen oder durch
die ganz private Zugehörigkeit zu Vereinen oder
Institutionen entstehen.
Aber
auch der Lernende selbst weist weitere (innere
und äußere) Faktoren auf, die bei der
Beurteilung einer Lern- oder Leistungsstörung zu
berücksichtigen sind:
- biologische Faktoren, d. h. seine genetische
(erbliche) und physische (körperliche)
Verfassung;
- die Fähigkeit zur Kognition (d. h. Prozesse
des Denkens und Wissens),
- die Intelligenz sowie die
Konzentrationsfähigkeit,
- psychologische Faktoren: hierunter fallen
Motivation und Interesse,
- soziokulturelle und/oder situative Faktoren, d.
h. das soziale und gesellschaftliche Umfeld (z.
B. Familie, Freundeskreis), usw. (siehe oben).
Das
Beziehungsgeflecht bei Lern- oder
Leistungsstörungen
Häufig
werden Lern- oder Leistungsstörungen auch durch
mangelnde Konzentrations- und
Leistungsfähigkeiten hervorgerufen, denen eine
(abnorme?) Leistungsangst zu Grunde liegen kann.
In den meisten Fällen beruht Leistungsangst auf
zu hohem Leistungsdruck sowie auf einer zu hohen
Erwartungshaltung gegenüber dem Lerner, dem
Lernenden. Als Folgen treten mangelndes
Selbstwertgefühl und Schamgefühl auf.
Der Lerner, der Lernende befindet sich in einem
Teufelskreis, aus dem er nur schwer ausbrechen
kann. Er benötigt Hilfe aus seinem sozialen
Umfeld, u. a. von den Eltern, Partnern und
Freunden, aber auch von der Schule bzw. vom
Lehrer, von der (Fach-)Hochschule bzw. vom
Dozenten, von seinem Unternehmen bzw. von seinem
Vorgesetzten oder von seinen Kolleginnen und
Kollegen.
Auch der Rat von fachmännischer Seite (z. B.
eines Psychologen) sollte nicht vorenthalten oder
abgelehnt werden.
Hilfen
bei Lern- oder Leistungsstörungen
Wurde
eine Lern- oder Leistungsstörung festgestellt,
so sind zunächst die Ursachen zu
herausfinden,entsprechend den Ergebnissen und
analytischen Bewertungen können dann Hilfen
erarbeitet und gegeben werden.
Im Unterricht kann z. B. das Klassenklima sowie
die Motivation verbessert bzw. gesteigert werden.
Im Studium kann z. B. das Kursklima sowie die
Motivation verbessert bzw. gesteigert werden.
Im Unternehmen kann z. B. das Arbeits- und
Teamklima sowie die Motivation verbessert bzw.
gesteigert werden.
Ganz
wesentlich ist eine (verbesserte) Anleitung zur
Lernorganisation/-situation sowie zur
Arbeitsorganisation/-situation. Hierzu gehört,
dass der Leistungsdruck innerhalb der Gruppe
gesenkt wird.
Problematische Verhaltensweisen sollten gezielt
angegangen und anschließend abgebaut werden,
gleichzeitig sind wirksame Handlungs- und
Problemlösungsstrategien aufzubauen.
Erfolgreiches
Lernen und ein gutes Gedächtnis sowie gute
Leistungen können nur in Verbindung mit
angenehmen Gefühlen erreicht werden.
Alle Betroffenen, alle Beteiligten, Schüler,
Studentinnen, Lehrer, Dozentinnen, Arbeitgeber
sollten diese Tatsache immer beachten und
ständig bemüht sein, das in ihrer Macht
Stehende zu tun alle Lehr-, Lern- und
Leistungssituationen und ihre personellen und
fachlichen Umstände für alle so angenehm wie
möglich zu gestalten.
Schönere Lern- und Arbeitsräume, anregendere
Lehr, Lern- und Arbeitsmittel, verstärkter
Einsatz von Lob, tolerante gegenseitige
Zuwendung, der gemeinsame positive Umgang mit
überall vorkommenden Fehlern sind z. B. Hilfen
in diesem Sinne und können manchmal Wunder
bewirken.
Das
Leben und damit auch das Lernen können
natürlich nicht nur angenehm sein.
Auch
die positive Beherrschung des Unangenehmen
gehört zur Lebenskunst. Wenn für alle
Beteiligten und Betroffenen das Lehren, Lernen
oder Arbeiten bereits grundsätzlich unangenehm
sind, sollten sie versuchen herauszufinden, ob
das vordergründig auf Bequemlichkeit oder
hintergründig auf tiefere Ursachen
zurückzuführen ist und auf welche.
Lernen und Gedächtnisleistungen gehören
elementar zum Leben jedes Menschen, und das ein
Leben lang. Sie bedeuten für jeden Menschen
ständig die Chance sich selbst und seine Umwelt
mit dem Ziel der Verbesserung zu entwickeln.
Nochmals:
Lern- und Gedächtnishemmungen
Gedächtnishemmungen:
Im Unterschied zu den meist organisch bedingten
Gedächtnisstörungen können
Gedächtnishemmungen sehr häufig auf
Interferenzerscheinungen zwischen zwei
aufeinanderfolgenden Lern-Prozessen.
Der
österreichische Psychologe H. ROHRACHER
unterscheidet folgende Formen der
Gedächtnishemmungen:
proaktive Hemmung, wenn ein
vorausgegangener Lernakt das Einprägen eines
unmittelbar nachfolgenden Lernstoffs
beeinträchtigt;
retroaktive Hemmung, wenn ein
nachfolgender Lernprozess das Behalten
unmittelbar vorausgegangener Lerneindrücke
beeinträchtigt;
Ähnlichkeitshemmung, wenn die
Lernstoffe zweier aufeinanderfolgender
Lernprozesse inhaltlich ähnlich sind;
assoziative oder
reproduktive Hemmung, wenn ein
Gedächtnisinhalt, der bereits mit einem anderen
assoziiert ist, mit einem neuen verbunden werden
soll;
ekphorische Hemmung, wenn die
Reproduktion eines alten Lernstoffs durch einen
der Reproduktion vorausgehenden neuen Lernprozess
beeinträchtigt wird;
affektive Hemmung, wenn die
Reproduktion neuer Lerninhalte durch eine
zwischen Einprägung und Reproduktion vorkommende
starke affektive Erregung beeinträchtigt wird.
Dennoch
ist und bleibt ein möglichst vielseitig
ausgerichtetes Lernen sinnvoll und für den
Lernerfolg notwendig, denn wie bereits erwähnt
wurde, geht es beim erfolgreichen Lernen darum,
Informationen möglichst stark miteinander zu
vernetzen: Je vernetzter desto erfolgreicher ist
das Lernen.
Und idealerweise erfolgt diese Vernetzung - wie
zuvor unter Einzelaspekten dargestellt -
lerntypologisch ganzheitlich und
interdisziplinär.
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Literatur:
Denken, Lernen, Selbstlernen aus:
Schüler-Duden, "Die Psychologie",
Dudenverlag, Mannheim, 1996, S. (125 - 128)
Empfohlene
Literatur zur Weiterbildung:
Heide-Marie Kullmann, Eva Seidel: Lernen
und Gedächtnis im Erwachsenenalter, Bielefeld
2000
Sebastian Leitner: So lernt man lernen. Der Weg
zum Erfolg, Freiburg im Breisgau 2000
Hans Schachl: Was haben wir im Kopf? Grundlagen
für gehirngerechtes Lernen, Linz 1998
F. Vester: Denken, Lernen, Vergessen zum Aufbau
des Gehirns, dtv-Taschenbücher
Daniel L. Schacter, Wir sind Erinnerung,
Gedächtnis und Persönlichkeit (Rowohlt,
Hamburg, 1999)
Anfragen gern an:
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